Sonntag, 29. Oktober 2023

6. Klingsiel

Schlussendlich erreicht unsere Bahn das Hafenstädtchen Klingsiel! Nach der Nordgaster Mühle kommt als erstes die kleine Kirche in den Blick, eine alte aus Natursteinen und Ziegelmauerwerk errichtete Kirche. Dazu wurden ein Auhagenbausatz abgewandelt (neues Turmdach, neues Kirchenschiffdach) und mit Farbe und Inneneinrichtung versehen. Zuvor war hier das alte Modell des Hafens Klingsiel mit Motiven der Stadt Stade, welches 2013 gebaut und im März 2020 wieder abgebaut wurde, da es einem neuen Modell von Klingsiel weichen musste, das typische Motive der kleinen Sielhafenstädte z.B. an der ostfriesischen Nordseeküste wiedergeben sollte.
 

Alte Seemannsgräber an der Seite des Kirchenschiffs:
 

Die Kirche gibt die gedrungene Bauweise in unterschiedlichen Baumaterialien recht gut wieder, die viele Kirchen z.B. im Land Wursten, aber auch in anderen Gegenden Norddeutschlands haben, wie z.B. dieses Kirchlein in Gyhum zwischen Bremen und Sittensen:
 
 
Vor der Kirche der große Platz, dessen Mitte ein Denkmal ziert: Die "Meerjungfrau vom Klingsieler Grund". Sie soll der Legende nach einst Kähne in die Untiefen des Wattenmeeres vor Klingsiel gelockt haben. Die Einheimischen sollen mit diesen Strandungen ein nicht schlechtes Auskommen gehabt haben, böse Zungen sprachen von Strandräuberei... Jedenfalls ist diese Legende den Heimischen ein Denkmal wert, auch und gerade auch direkt gegenüber der Kirche. 
Auch hadert man kirchlicherseits mit der Größe des Kirchturms. Ist dieser doch geringfügig niedriger als die Mühle der benachbarten Nordgaster Mühle.
 

Heute dient das Denkmal vor allem Tauben und Möwen als Lande- und Ruheplatz, wie überhaupt hier an der Küste jeder Dachfirst deutliche Spuren zahlreicher fliegender Küstenbewohner trägt. Werfen wir einen Blick zurück in Richtung Nordgaster Mühle, hinter dieser führen die Gleise zur kleinen Endstation Klingsiel mit einem Ausweichgleis:



Die Gleise haben hier "Deich-Niveau" erreicht und liegen mit den das Hafenbecken umgebenden Häusern höher als das umliegende tiefe Land. Kleine Hafenhäuser, giebel- wie traufständig rahmen das Hafenbecken ein:



Am Ende sitzt der Rettungsschuppen "der Gesellschaft" (zur Rettung Schiffbrüchiger) auf dem Deich auf, eine Situation, wie sie z.B. früher in Neuharlingersiel zu sehen war. Die Slipanlage des Ruderrettungsboots führt außendeichs ins Wasser.



Frühe Badegäste waten durch den Schlick am Steinwall, der die Hafeneinfahrt vor der rauhen Nordsee schützen soll. Davor verlässt ein Segler den Hafen Klingsiel. Den Hafen wollen wir uns in der Folge genauer ansehen mit all seinen Booten und Schiffen, die dort liegen.


Wenn wir den Blick nun hafeneinwärts richten, hat am ersten Liegeplatz ein Botter festgemacht, ein Fischereifahrzeug, dessen Ladung in Fischkörben gerade gelöscht wurde. Auch ist das Fischernetz am Mast hochgezogen zum Trocknen.


Das Modell des Botters ist von Artitec und ich habe es etwas meinen "ostfriesischen Bedürfnissen" angepasst, so z.B. das Fischereikennzeichen "AZ3".


Gleich dahinter an der Kaimauer liegt die Tjalk, die bereits aus dem "Vorgängermodell" des Hafens Klingsiel bekannt ist. Auch sie wird hier gelöscht mit Hilfe einer "Wuppe", eines einfachen Kranes, wie er früher oft zu sehen war, mein Vorbild stand in den alten stadtbremischen Häfen an der Schlachte.




Da die Kaimauer mit der "Wuppe" durch die Schiffe verdeckt ist, zeige ich ein Foto aus der Bauphase des Kranmodells, gebaut aus Holz mit Metallteilen, z.B. Ketten von Weinert.


Weiter geht es die Kaimauer entlang in Richtung Sieltor, einige kleinere Boote liegen hier, darunter "Walboote", frühere Beiboote der Walfänger, die nach Aufgabe des Walfangs wegen ihrer Seefestigkeit für die Nordsee weiterverwendet und auch noch weitergebaut wurden.


Auch das gab es in den Sielhäfen: Ein Schiethuus "über dem Abgrund", damit die menschlichen Hinterlassenschaften mit dem nächsten Ebbstrom gleich verschwanden. Quasi ein natürliches Wasserklosett...


Im Hintergrund erkennt man es schon, das geöffnete Sieltor, damit das Binnenwasser aus dem Land entweichen kann. Bei Flut und erst recht bei Sturmflut wurden die Tore geschlossen, damit es binnen trocken blieb. Über das gemauerte Sieltor führt die Straße auf die andere Hafenseite, aber hier im Modell durchschnitten dargestellt.


Auf "unserer" Hafenseite erkennt man oben am Rande des Sieldurchlass' den Kolonialwarenladen von Keno ten Brooke, dessen Ehefrau unbedingt ein paar Märchengestalten ihrer alten Heimatstadt Bremen vor dem Laden haben wollte. Erst Jahrzehnte später entwarf Gerhard Marcks ein ganz ähnliches Denkmal, dass seit 1953 an der Seite des Bremer Rathauses steht...


Da wir jetzt wieder oben sind, werfen wir nochmal einen Blick auf die geschäftigen Menschen und ihre Häuser in Klingsiel.


Ein Fass wird auf den Lagerboden des Geschäftshauses gezogen. Die Waren können hier zwischengelagert werden, wenn sie vom Schiff auf die Bahn oder umgekehrt umgeschlagen werden. 


Andere geben sich des Müßiggang hin, oder aber besprechen vielleicht doch die nächste Handelsfahrt, wie die Herren im Vordergrund. Auch im Hintergrund wird womöglich geschäftliches besprochen, aber in ganz anderer Richtung...


Ist doch dieses Etablissement nicht nur die Arbeitsstätte der Dame im grünen Kleid auf der Bank, sondern auch der drei Deerns, die hier am Weg vom Hafenbecken hoch auf ankommende Seeleute warten, denen der Sinn nach langen Wochen auf See nach ein wenig Amüsement steht und die gleichzeitig die Heuer in der Tasche haben - also sozusagen eine Win-Win-Situation...


Andere hingegen schauen aufs Meer. Die alten Stockanker verfingen sich in den Netzen der Fischer, die bei der Gelegenheit dann an Land geschafft wurden, bevor sie weitere Netze zerreißen.

Und dann kommt die Bahn nach Klingsiel, dreimal am Tag fährt eine Garnitur mit wenigen Personen- und Güterwagen in den Hafen, heute gezogen von der T7 Altona 6824, von mir umgestaltet auf der Basis der PMT T7 und mit Messingbeschriftungen von Kuswa. Sie führt einen Wärmeschutzwagen mit, mit dem ein Teil der angelandeten Fische weitertransportiert werden.




Die Lokomotive wird abgekuppelt, umfährt über das zweite Gleis den Zug und setzt sich am anderen Ende wieder vor ihn. Wenn Passagiere aus- und eingestiegen sind und die Fracht  umgeladen wurde, geht es gemächlich zurück über Bürenwerder nach Klockenstedt, wo der Anschluss an weiterführende Züge besteht.



Und dann kehrt wieder Ruhe in Klingsiel ein, nur noch Möwengeschrei, das Knarren der Holzboote und vielleicht ein wenig geschäftiges Treiben unten am Hafen. 
Wem die Häuser hinter dem ruhenden Herrn bekannt vorkommen sollten: Ihre Vorbilder stehen auch im ostfriesischen Norden, am Burggraben, wie dort noch so einige der einstigen Hafenarbeiterhäuser erhalten sind. Ein befreundeter Modellbauer fertige eine Zeichnung nach meinen Vorbildaufnahmen, nach der das Modell entstand.


Das war die Reise mit der Kleinbahn hinterm Deich von Klockenstedt über Bürenwerder nach Klingsiel. Inspirationen und Vorbildrecherche sind mir wichtig und machen mir ebenso viel Spaß wie das anschließende Bauen. Für Anregungen dient meine Literatur- und Linksammlung in dieser Übersicht!

Samstag, 14. März 2015

Quellen und Literatur

Als Inspiration, Quellenstudium und Reflexion dienten:

Zunächst mal mein eigenes fotografisches Auge. Mein Haupthobby analoge Fotografie auf Diafilm und Schwarzweißnegativfilm schult das Auge. Der bewusste Umgang mit der Aufnahme, schon vor dem Auslösen das Bild fertig gestaltet zu haben (und nicht im Nachhinein aus 20 ähnlichen digitalen Motiven das vermeintlich beste am PC-Monitor herauszusuchen) ist die meines Erachtens bessere Schule für's Auge. Meine Fotos aus dem Norden gibt es hier zu sehen: Fotografie auf Film.

Ich habe hier bewusst weitestgehend auf Aufnahmen aus dem Entstehen dieser Segmente verzichtet. In zwei Modelleisenbahnforen habe ich dazu Threads, die sich beide unterschiedlich entwickelten und unterschiedliche Schwerpunkte bildeten. In beiden ist aber reichlich Stoff zum "making off"!
1. Stummiforum, auch für nicht registrierte Leser sichtbar.
2. Eisenbahnmodellbauforum, im Ganzen nur für registrierte User, aber es gibt einen offen einsehbaren Bereich, wo ich drei Bauten und ihre Entstehung dokumentiert habe:
- Die Ankerbalkenscheune Mittelsbüren 8
- Die Moorkate
- Die Dörpschool
In allen drei Beispielen sind die unterschiedlichen Bauweisen, derer ich mich bediene, eingehend beschrieben.



Ein weiterer interessanter Nebenthread zum Thema ist der nach der Frage zur "Farbigkeit" der Epoche I, der Eisenbahnzeit bis ca. 1920. Durch die überwiegende Schwarzweißfotografie aus jener Zeit ist unser Bild dieser Zeit etwas monochrom, welches dieser Thread im Stummiforum etwas korrigiert: "Was macht die Epoche I aus?" mit reichlich Quellenangaben zum Thema!

Meine ganz subjektive Literatursammlung, die mir weitere Erkenntnisse für meinen Modellbau brachte:
  • Die Findorff-Siedlungen im Teufelsmoor bei Worpswede; Wolfgang Konukiewitz, Dieter Weiser, Edition Temmen 2012;
  • Jan Reiners Souveniers, Kurbjuweit/Kurbjuweit, Ferrook-Aril 2005
  • Jan Reiners, Auf den Spuren einer liebenswerten Kleinbahn, Herbert Fittschen und Hermann Frese, Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1985;
  • Oberneuland, Bilder aus alten Truhen, Sophie Hollanders, Johann Heinrich Döll Verlag 1996;
  • Unter alten Reetdächern, Alfred Kamphusen, Christians Verlag 1976;
  • Verkehr in Bremen, Hartmut Roder, Steintor 1987;
  • Verkehrsknoten Bremen, Gerhard Greß, EK-Verlag 2006;
  • Im Flug über die Deutsche Nordseeküste, Jochen Knobloch, Beate Schümann, Hinstorff Verlag 2006;
  • Die Eisenbahn zu Kaisers Zeiten, Andreas Knipping, EK-Verlag 2012;
  • Die umfangreichen Dokumente auf der Webseite des "Emder Mühlenvereins";
  • "Es war einmal in Hamburg", MiBa-Spezial 53, Bericht über Winfried Schmitz-Essers "Hamburg-Ericus"-Anlage;
  • Diverse Ausgaben des "Preußen Report" im Eisenbahn Journal Archiv, verschiedene Erscheinungsjahre in den 1990er Jahren;
  • Eisenbahn Journal "Bahn und Schiff", Anlagenbau & Planung 2/2005;
  • Modellbahn Kurier "Binnenland & Waterkant", Modellbahn-Kurier 7, 4. Quartal 2001;
  • verschiedene Ausgaben der "Hp1" Eisenbahnmodellbau heute, Willy Kosak Verlag;
  • Die Welt in Farbe, Käthe Buchler, Autochrome 1913 bis 1930, Appelhans Verlag 2006;
  • Weltreise 1900 in farbigen Bildern, Marc Walter, Sabine Arqué, Gerstenberg Verlag 2007;
  • Deutschland in frühen Farbfotografien, Peter Walther (Hrg.), Zeno.org (CD-ROM);
  • Diverse Veröffentlichungen des Sutton Verlag, der für viele Städte und Regionen (auch abseits meines norddeutschen Themas) Bildbände mit historischen Aufnahmen bereithält;
  • Die beeindruckende Sammlung an historischen Fotos, Postkarten und Dokumenten zur Wilstermarsch, ein schier unendlicher Fundus zur Vorbildrecherche vergangener Zeiten an diesem Teil der Nordseeküste von Peter von Holdt: Mein Wilster. Viele der dort gezeigten historischen Fotos stammen aus der:
  • Sammlung Werner Behning, die dort in Form von Kalendern oder Abzügen geordert werden können.
  • Postkartensammlung "Bremen, 48 sensationelle historische Postkarten, Unser Bremen vor 100 Jahren", Bokelberg;
  • Jan von Moor oder die Rückkehr der Torfschiffer, Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2006, 2010;
  • Bremerhaven & Geestemünde, Historische Ansichten zweier konkurrierender Hafenstädte, Historisches Museum Bremerhaven, Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven 2010;
  • Steinerne Zeugen in Marsch und Geest, Gulfhöfe und Arbeiterhäuser in Ostfriesland, Johann Aeils, Jan Smidt, Martin Stromann, SKN Norden, 3. Auflage 2007;
  • Bauernhöfe in Nordwestdeutschland, Niklas Hertwig und Andreas Eiynck, Aschendorf Verlag 2011;
  • Raritäten im Wind, Mühlenlandschaft Ostfriesland, Bernd Flessner und Martin Stromann, SKN Norden 2011;
  • Die Sielhäfen der alten Harlebucht, Hans-Bernhard Eden, Manfred Sell, Burchana Verlag, Borkum 1998;
  • Carolinensiel, Das Buch, Ehnt Ulfers Janssen, Festkommitee der 275-Jahr-Feier Carolinensiel 2005;
Für die im Frühjahr 2014 begonnene Neugestaltung des Erstlingswerkes "Bahnhof Büttenwarder" zur "Station Bürenwerder" zunächst mit den später darauf eingeplanten Gebäuden dienten vor allem folgende Werke der Recherche. Das alte Büren, das in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts der Erweiterung der Klöcknerhütte in Bremen wich, diente als Vorlage für das künftige Bahnhofssegement "Bürenwerder":
  • Das alte Büren, Die Heimat bremischer Marschbauern, Weserschiffer und Werkleute, das Grönlandfahrerdorf früherer Zeit, bearbeitet von Rudolf Stein, Carl Schünemann Verlag Bremen 1957;
  •  Mittelsbüren und das Werderland, Heinrich Hoops, Faksimile im Johann Einrich Döll Verlag Bremen 1986, das Original erschien 1905;
  • Geschichte des Bremer Blocklandes, Heinrich Hoops, Faksimile im Johann Heinrich Döll Verlag Bremen 1984, das Original erschien 1926;
  • Oberneuland, Kurt Entholt, 3. Auflage im Selbstverlag Bremen 1980;
  • Gestern noch ein Dorf, 800 Jahre Kirchengemeinde Oberneuland, Hartwig Ammann 1980;
  • Vegesack, Alte Bilder einer Hafenstadt, Sophie Hollanders de Ouderaen, Johann Heinrich Döll Verlag Bremen 1984;
  • Das Haus, das einer Hütte wich. Die Geschichte eines Bauernhauses aus dem Bremer Landgebiet, Hans Herrmann Meyer, Veröffentlichung des Focke Museum, Hauschild Bremen 1994.
  • Die Seiten des Grambker Stadtteilportal, eine Fundgrube über Aktuelles und Historisches aus Grambke und dem Werderland.

Und wer nun Lust hat, sich selbst sinnvoll zu beschränken und sich, statt von einer zur nächsten geplanten, aber nie vollendeten Großanlage zu hangeln, lieber mal ans Werk machen möchte, fand bis 2017 auf der Webseite lokalbahn-reminiszenzen.de von Thomas Englich eine Fülle von Anregungen aus Vorbild und & Modell, um dann anschließend einfach mal loszulegen. Leider ist die Seite vom Netz, aber: Ein freies Regal findet man schnell...!!

Freitag, 13. März 2015

3. Station Bürenwerder

Das neu gestaltete Segment Bürenwerder ersetzt das hier zuvor eingesetzte Segment Büttenwarder. Motivation für das neue Segment waren die neuen schlanken Weichen mit Code 75-Profilen von Weinert "Mein Gleis", ...


... die spannende Auseinandersetzung mit dem einstigen Büren, einem teilweise untergegangenen Ortsteil Bremens im Werderland, der im Falle von Mittelsbüren und Osterort von der "Hütte am Meer" überbaut wurde sowie mein Wunsch, die Gleisanlagen der Station etwas zurückhaltender zu bauen.

Dem untergegangenen Mittelsbüren sollte damit auch ein kleines Denkmal gesetzt werden, schlussendlich wurden es dann  zwoeinhalb "Denkmälchen"...

Doch zunächst erreicht die Kleinbahn nach dem Passieren der Kate die kleine Station Bürenwerder. Dafür wurde Auhagens Bahnhof Steinbach 'gekitbasht'. Der Bausatz erhielt eine komplett neue Ziegelfärbung, das Dach wurde mit Dachziegeleindeckung versehen und in weiteren kleineren Details meinem Bedarf angepasst.




Ein GmP durchfährt Bürenwerder mit der hier aktiven T3, die auch den lokalen Verkehr zum Hafen Klingsiel erledigt. Vor der Weiterfahrt zur Küste steigen noch ein paar Fahrgäste zu, ein wenig Stückgut wird umgeladen.





Nachdem der Zug ausgefahren ist, schauen wir uns noch ein wenig auf dem Bahnsteig um.






Die T8 fährt mit zwei Kohlewagen übrigens mit Weinert-Originalkupplungen und -Federpuffern, das funktioniert auf allen Segmenten einwandfrei:

 
Jenseits der Bahnsteigabsperrung ist die Huf- und Wagenschmiede von Diedrich Tietjen. Vorbild war das Werkstattgebäude der Schmiede Tietjen in Grambke, das ich in Ermangelung genauerer Pläne 'free-lance' nachgebaut habe. 


Da fehlte lange Zeit noch der Schmied am Amboss, der eigentlich durch das bewegliche Schiebetor sichtbar sein sollte, Preiser ließ sich mit der Lieferung dieser 2014er Neuheit etwas Zeit... 


Dafür wird schon mal am Kaltblüter französischer Herkunft mit kaltem Eisen Maß genommen.


 
Doch endlich konnte der Schmied im Herbst 2023 seine Arbeit aufnehmen, nach dem ich ihn bei einem anderen Händler zufällig fand... (die ursprüngliche Bestellung ist immer noch offen):
 

Links von der Schmiede führt die Straße in den Hintergrund, dort wurde sie auch befestigt. Einst führte sie geradeaus weiter, den Gebäudefronten folgend. Doch seit ein paar Jahren durchschneidet die Nebenbahn zum Hafen Klingsiel den Ort, die Straße musste weichen. Nur noch ein Stichweg führt am Backhaus vorbei ('Alwins Miniaturen', mit anderem Dach und patiniert)...


  ... weiter zur größten Hofstelle im Ort, dem Hof 'Mb 25'. Mittelsbüren 25 ist ein weiteres Modell nach konkretem Vorbild: Diese Hofstelle lag einst im Werderland, eine Aufnahme aus dem Buch "Mittelsbüren und das Werderland, Heinrich Hoops, Faksimile-Ausgabe 1986, Johann Heinrich Döll Verlag, Bremen", Bild 63:


Meine Modellnachbildung, ein Bild aus der Bauphase noch ohne die spätere Bepflanzung, welche das Reliefmodell gegen den Hintergrund kaschieren wird:


Der Hof erhielt bei mir ein paar Ausschmückungsdetails, die das Vorbild so nicht hatte: Die "Walkieferpforte" hatte Mb25 nie, wohl aber andere Höfe des Werderlandes, waren doch die Hofstellen oftmals von "Grönlandfahrern", einstigen Walfängern, bewohnt. 
Puristen mögen mir meine freie Interpretation des Themas verzeihen...
Das Storchennest war in Büren oft anzutreffen, auf dem Giebel über der 'groot Dör' von Mb25 sieht es so aus, als sei ein unbewohntes Nest auf dem First, welches in meinem Modell belebt wurde. 



Mein Mb25 ist heute eingebaut hinter großen alten Bäumen der Modellbaum Manufaktur, vom Backhaus kommend folgen wir dem Weg zur Hofstelle, auf dem uns der 'Viech-Doktor' mit seinem Oldsmobile (von Jordan Highway Miniatures) begegnet:


Mb25, wie es sich bei mir präsentiert:










Nebenan, auf dem Grundstück von Mb25, wird eine neue Ankerbalkenscheune gebaut, als Vorbild dienten die Zeichnungen der Ankerbalkenscheune der Hofstelle Mb8, die ich dem Buch "Das alte Büren, bearbeitet von Rudolf Stein, Carl Schünemann Verlag, Bremen 1957", S. 261 entnehmen konnte:


Dabei wollte ich, abseits der tatsächlichen Vorbildverhältnisse, diese Ankerbalkenscheune im Bau präsentieren, mit unfertigen Fachwerk-Wänden, diese teilweise ausgefacht mit Mauerwerk, Flechtwerk und tonversiegeltem Flechtwerk, das Dach mit seiner Windverband-Balkenlage gerade in Reeteindeckung begriffen:


Gebaut wurde das "Modell im Bau" vollständig aus den sehr präzise geschnittenen Eichenholzleisten von Frank Horschigs Massiv-Holz-Werkstatt, das Flechtwerk entstand aus Draht und Serafilfäden, zum Verputzen wurde echter Ton benutzt. Ein Bild aus der Bauphase:



Auf der Rückseite, im jetzigen Zustand kaum sichtbar, mauert einer Ausfachungen mit Echtholzziegeln von KoTol, von diesem Hersteller ist auch das weitere sichtbare Baustellenzubehör:



Auf der Fleetseite der Scheune erkennt man links an der Wand Flechtwerk, das ein weiterer Arbeiter gerade mit Ton verschmiert. Davor ein Bauernwagen, der gerade Reet anliefert, das zwei Reetdecker auf das Dach befördern und an den Stellen seiner weiteren Verarbeitung ablegen. Reetstühle helfen in das Reet gesteckt dem Dachdecker dabei, sich auf der schon fertiggestellten Eindeckung zu bewegen.



In dieser Form vom Betrachter nicht 'live' einzusehen, das Kameraauge macht es möglich, ein Blick durch die Tordurchfahrt ins Innere der Ankerbalkenscheune:

 
Die Scheune liegt an einem Fleet, ein Knecht treidelt einen Kahn zur Anlegestelle am Wasserdurchlass unter der Bahnlinie, um der Hofstelle Mb25 Grasschnitt für's Vieh zu bringen. Die Planke liegt bereit:


Nachdem wir die Gleise auf dem Deichweg gekreuzt haben, fährt eine T9.3 Richtung Klingsiel:


Jenseits der Gleise, links vom Wasserdurchlass, liegt die kleine Lokbehandlung für die T3, die eifrig den Rangierverkehr zum nahen Hafen Klingsiel besorgt, den Milchwagen der örtlichen Bauern zur Molkerei bringt und sich gelegentlich im Streckendienst betätigt:






Auch die T8 wird natürlich hier bekohlt:


Im Hintergrund ist mein letztes "Denkmal" für dieses Segment schon zu erahnen, die Moorkate. Diese ist einem tatsächlichen Vorbild aus dem Teufelsmoor nachempfunden und wurde frei nach einer Kate gebaut, die in historischen Filmauszügen einer NDR-Dokumentation zum Teufelsmoor zu sehen war:



Mehrere Generationen Moorsiedler lebten in diesen Katen, stachen Torf, schifften ihn nach Bremen, Bremerhaven oder Stade, bevor ihr Land zu dem fruchtbaren Weideland wurde, als das es sich heute zu großen Teilen darstellt.
"Den Eersten sien Dod, den Tweeten sien Not, den Drütten sien Brod."

Meine Kate hat einen kleinen Pferch für ein Bentheimer Schwein, ein paar Hühner picken vor der Kate, weiter hinten ist die einzige Ziege der Familie angebunden. 






Im kleinen Nutzgarten baut die Familie ihr Gemüse an, die obligatorischen Buchweizenfelder sind "nicht im Bild".


Im Vordergrund ein typischer Schiffschauer, in diesen wurden die Kähne der Torfbauern untergebracht, wenn sie nicht benötigt werden:




Aus der Bauphase der Kate hier noch Detailaufnahmen der Szenen rund um die Kate, mit "echtem" Hintergrund:
 


Die Gleise zwischen Kate und der Lokbekohlung führen weiter auf das nächste Segment mit dem Zweiständerhof, zunächst vorbei an der Dörpschool, Pferdekoppeln und Kuhweiden. Dem Dachdecker auf dem First der Ankerbalkenscheune bietet sich diese Aussicht:


Ein letzter Blick zum nächsten Segment auf die Dörpschool hinter der Moorkate: